Dieses Kompliment, welches für gesunde Menschen auch wirklich eines ist, kann für jemand auf dem Heilungsweg extrem beängstigend und das genaue Gegenteil sein.
Das hat weniger mit den Worten selbst zu tun, als mit dem, was diese Aussage für dich als Betroffene bedeutet.
Jede Essstörung hat eine Funktion. Sie erfüllt einen Zweck (meist sogar mehrere), der dir wahrscheinlich selbst oft nicht bewusst ist. Doch genau das ist der Grund dafür, warum es so schwerfällt, die Essstörung loszulassen.
Jede Essstörung hat eine Funktion
Wenn dieses „Kompliment“ für dich keines ist, dann kann das ein Hinweis darauf sein, welche Funktion deine Essstörung für dich hat.
- Vielleicht sichert sie dir zum 1. Mal in deinem Leben Aufmerksamkeit
- Vielleicht fühlst du dich nur in deinem kranken Körper „gesehen“
- Vielleicht bekommst du mehr Fürsorge und musst weniger Verantwortung übernehmen
- Vielleicht ist sie Ausdrucksmittel dafür, dass es dir psychisch nicht gut geht, doch erst mit dem kranken Körper wird auch dein emotionales Leid gesehen
- Oder sie beschützt dich davor, überfordert zu werden, weil du keinen anderen Weg gefunden hast, dich abzugrenzen
Kompliment als Bedrohung
Keine dieser Funktionen hast du dir bewusst ausgesucht. Du hast lediglich den Strohhalm genommen, den du gerade zur Verfügung hattest. Wenn du auf dem offenen Meer mit einem Boot kenterst, würdest du dich wahrscheinlich lieber an einem schwimmenden Kaktus festhalten, als komplett unterzugehen.
Wenn dir also jemand sagt, dass du gut oder besser aussiehst, wird diese Funktion bedroht:
- „Was, wenn dann keiner mehr sieht, dass es mir emotional trotzdem nicht gut geht?“
- „Was, wenn ich dann wieder alle Aufgaben übernehmen und funktionieren muss?“
- „Was, wenn ich dann nicht mehr gesehen werde?“
Diese Funktion zu verlieren, fühlt sich existenziell bedrohlich an. Und zwar so lange, wie du keine gesünderen Strategien entwickelt hast, um dein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Schutz, Sicherheit, Abgrenzung, Ruhe, oder was genau es auch immer für DICH ist, zu erfüllen.
Hier darfst du noch einmal genauer hinschauen:
- Was bedeutet es für dich, wenn du dein „Kranksein“ verlierst?
- Was verlierst du wirklich?
- Wie kannst du dir dieses Bedürfnis auf gesündere Weise erfüllen?
Auch für mich war es während meiner Recovery eine absolute Katastrophe gesagt zu bekommen, dass ich gut oder „besser“ aussehe. Doch heute, wo ich meinen Körper nicht mehr als Ausdrucksmittel brauche, kann ich mich einfach darüber freuen. Das ist auch für dich wieder möglich!
Im 1:1 Coaching helfe ich dir beim Entdecken dieser Funktionen und dem Erlernen neuer, gesünderer Verhaltensweisen, um deine Bedürfnisse zu erfüllen.
Alles Liebe
Deine Romy
