Was ich dachte, was „recovered“ ist vs. was es wirklich bedeutet

Vor Beginn meiner Recovery hatte ich viele Ängste und Vorurteile darüber, was es bedeutet, gesund zu sein und meine Essstörung hinter mir zu lassen. Keine dieser Ängste hat sich bewahrheitet. Im Gegenteil: Das, was ich am meisten gefürchtet habe, ist nicht eingetreten oder hat sich sogar ins Gegenteil verkehrt.

Ja, ich habe an Gewicht zugenommen. Aber genau dadurch habe ich gelernt, meinen gesunden Körper zu akzeptieren und die Angst vor der Gewichtszunahme zu überwinden. Heute kann ich mich selbst so akzeptieren, wie ich bin, unabhängig von meinem Gewicht und Aussehen. Die Unsicherheit, die ich früher mit meinem Körper zu verbergen versuchte, hat sich in Selbstsicherheit und Selbstvertrauen verwandelt.

Der Verlust von Kontrolle und das Loslassen haben sich in Wahrheit sogar als Gewinn echter Kontrolle herausgestellt. Heute treffe ich Entscheidungen darüber, was ich esse, wie ich mich bewege und wie ich mein Leben gestalte aus meinem gesunden Anteil heraus, anstatt von Angst gesteuert zu werden. Denn aus Angst zu handeln bedeutet, in die Vermeidung zu gehen. Wie oft tun wir Dinge nicht, die wir eigentlich machen wollen, weil die Angst dazwischenfunkt. Sei das ein bestimmtes Lebensmittel zu essen oder uns auszuruhen. Und wo ist dann die Kontrolle?

Was ich früher als Schwäche und Disziplinlosigkeit betrachtet habe, erweist sich in Wahrheit als Stärke. Disziplin bedeutet das Beherrschen des eigenen Willens, der eigenen Gefühle und Neigungen, um etwas zu erreichen. Aus Angst zu handeln, ist kein freies Handeln. Wenn die Angst anfängt, uns zu beherrschen, dann ist das definitionsgemäß sogar das Gegenteil. Eine Essstörung fängt oft mit Disziplin an. Wir nutzen unseren freien Willen, um weniger zu essen, uns mehr zu bewegen und gegen unsere Bedürfnisse zu handeln. Doch je mehr wir Dinge vermeiden und nicht mehr tun, desto mehr bringen wir unserem Gehirn bei, dass dies etwas Schlechtes ist, wovor man sogar Angst haben muss. So verlieren wir mit der Zeit genau das, was wir so sehr schätzen.

Wenn wir über Disziplin als Charaktereigenschaft verfügen, können wir diese sowohl für uns als auch gegen uns einsetzen. So wie wir mit Disziplin IN die Essstörung gekommen sind, so können wir auch wieder herauskommen. Disziplin in der Recovery bedeutet, dass wir unseren Willen FÜR unsere Recoveryziele einsetzen. Das hat mir dabei geholfen dranzubleiben, auch wenn es schwer wurde.

Eine weitere Angst vor und während meiner Recovery war es, die Fürsorge zu verlieren, die ich durch meine Essstörung erhalten hatte. Tatsächlich führe ich heute viel erfüllendere und qualitativ hochwertigere Beziehungen. Das bedeutet auch, dass ich heute meine Gefühle zeigen kann. In der Recovery habe ich gelernt, Hilfe anzunehmen und über meine Emotionen zu sprechen, anstatt sie mit mir allein auszumachen oder über meinen Körper auszudrücken.

Heute weiß ich, dass die Essstörung nicht meine Identität war, sondern wie ein Schleier über meinem wahren Ich hing. Die Recovery hat mir meine Lebensfreude, Wärme, Leichtigkeit, Mitgefühl mit mir selbst und anderen und so vieles mehr gebracht, von dem ich nie zu träumen gewagt hätte.

Welche Vorurteile oder Ängste hast du bezüglich der Recovery und des Lebens danach?

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