Voll motiviert und dann doch schockiert
Es ist nie zu spät
Tipps und Tools für die Weihnachtszeit
Habe nicht zu strenge Erwartungen an dich selbst
- Auch wenn du dir, so wie ich damals, aus tiefstem Herzen wünschst, dass dieses Weihnachten DAS Weihnachten ist, an dem du frei von der Essstörung deine Entscheidungen triffst und alles Verbotene der letzten Jahre reuelos genießen kannst, darfst du nicht vergessen, dass es dafür viel Übung und Zeit braucht. Dein Gehirn muss neue neuronale Verknüpfungen herstellen und das braucht in der Regel mindestens 60 Tage. Stell dir vor, es hat drei Meter hoch geschneit vor deiner Haustür und du möchtest dir einen neuen Weg zur Straße vor deiner Haustür frei schippen. Es wird dich zunächst ganz schön viel Kraft kosten, durch die dichte Schneedecke zu kommen. Aber wenn du dir schließlich eine grobe Bahn freigeschaufelt hast und ein Weg zu erkennen ist, wird es leichter. Wahrscheinlich schneit es immer mal wieder ein paar Flocken über deinen neuen Weg, aber wenn du stetig dranbleibst und den einmal gegrabenen Gang wieder freilegst, wird es mit der Zeit immer einfacher.
- Auch wenn du dieses Weihnachten noch nicht frei von der Essstörung bist, ist das tägliche Dranbleiben eine Investition in alle zukünftigen Weihnachten (und Feiertage). Dieses Weihnachten muss nicht perfekt sein. Es ist ok, noch immer Angst zu haben vor Stollen und Co. Aber jeden Tag, an dem du dich deinen Ängsten stellst, wird es ein Stück leichter. Womöglich ist dann nächstes Jahr DAS Jahr, an dem du zum ersten Mal die volle Freiheit spürst und voll Dankbarkeit und Stolz auf diese Weihnachtszeit zurückblickst, an der du die Entscheidung getroffen hast, für alle zukünftigen Weihnachten loszugehen.
- Weihnachten ist ein Tag wie jeder andere Tag in der Recovery. Im besten Fall ist es sogar eine Chance, weiteren Ängsten auf die Spur zu kommen und dich diesen zu stellen. Das wichtigste dabei ist, dass du dir selbst mit so viel Mitgefühl wie möglich begegnest und akzeptierst, wo du gerade stehst, ohne dich zu verurteilen, wenn dir etwas noch schwerfällt.
Mache dir einen flexiblen Plan für deine Recovery
- Eine Struktur zu haben gibt dir Sicherheit und hilft dir, nicht komplett im Weihnachtstrubel verloren zu gehen. Wichtige Fixpunkte sind das Beibehalten deiner regelmäßigen Mahlzeiten und das Commitment, alle zwei bis drei Stunden etwas zu essen. Mahlzeiten ausfallen zu lassen, um Kalorien für später aufzuheben, wird dich innerlich angespannter und unruhiger machen (dein Cortisolspiegel steigt) oder einen Essanfall triggern. Ganz zu schweigen davon, dass du mit den Gedanken nur beim Essen und nicht mehr bei deinen geliebten Menschen bist (mentaler Hunger). 😌
- Beginne den Tag mit Frühstück, innerhalb einer Stunde nach dem Aufstehen. Morgens sind unsere Energiespeicher leer und der Cortisolspiegel (Stress) steigt. Die Entscheidung zu frühstücken hilft dir, dein Stresslevel zu senken und stärkt alle weiteren Entscheidungen für deine Recovery an diesem Tag.
Suche dir Verbündete
- Hast du Freunde, Familienangehörige oder kennst jemanden, der sich ebenfalls auf dem Weg aus der Essstörung befindet? Plane ganz bewusst, dich mit diesen unterstützenden Personen zu verbinden und sie anzurufen oder ihnen zu schreiben. Jemanden zum Reden zu haben nach dem Weihnachtsessen oder in anderen herausfordernden Situationen ist ein wichtiger Faktor, damit du dich im Zweifelsfall an diese Person wendest, anstatt an die Essstörung. Versuche bereits im Vorfeld mit diesen Menschen zu sprechen und ihnen zu sagen, wie sie dich am besten unterstützen können: Brauchst du jemanden, der dich von deinen Gedanken ablenkt, der dich aufmuntert, die gut zuspricht? Wenn du bereits vorher um Erlaubnis fragst, diese Person kontaktieren zu dürfen, wird es dir in der akuten Situation viel leichter fallen, zum Handy zu greifen und dir Unterstützung zu holen.
- Auch eine verbündete Person im Raum kann dir helfen, wenn es für dich schwierig wird. Sprich ein Familienmitglied oder einen anwesenden Freund an und bitte sie/ihn, dir im Zweifelsfall beizustehen und z. B. Themen am Tisch, die sich um Diäten, Neujahrsdiäten, Sport und Co. handeln, umzulenken.
Umgang mit Verwandten, die du längere Zeit nicht gesehen hast
Diese Situation ist für die meisten besonders herausfordernd und oftmals mit Ängsten verbunden wie:
- Werden sie merken, dass ich zugenommen habe?
- Was, wenn jemand mein Gewicht kommentiert?
- Was, wenn jemand kommentiert, wie viel ich im Vergleich zu sonst esse?
Leider können wir das Verhalten anderer Personen nicht beeinflussen. Was du aber tun kannst, ist darum zu bitten, bestimmte Themen zu vermeiden. Oftmals entwickeln sich Gespräche ganz automatisch in Richtung Diät-Talk (Hallo Diätgesellschaft). Das ist selten böse gemeint, kann aber unglaublich triggernd sein. Eine klare Abgrenzung im Voraus kann helfen, dass mit solchen Themen sensibler umgegangen wird. Auch deine verbündete Person kann dir in solchen Situationen beistehen.
Lege dir Antworten bereit und setze Grenzen
- Es ist viel schwieriger spontan und schlagfertig zu antworten, wenn du gestresst bist. Wenn du dir bereits in Vorfeld ein paar Antworten zurechtlegst, wirst du in der akuten Situation viel schneller darauf zurückgreifen können.
- Hilfreich ist es, zu lernen für dich einzustehen und Grenzen zu setzen. Drücke aus, was deine Grenze ist, ohne der Person mit Negativität oder Schuld zu begegnen, z. B. → „Ich versuche gerade die Beziehung zu meinem Körper und zum Essen zu heilen. Ich möchte, dass du meinen Körper/mein Essverhalten daher bitte nicht kommentierst.“
- Wenn dir das noch schwerfällt, was ganz normal ist, dann gib dir selbst die Erlaubnis, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Lege dir dazu am besten ebenfalls ein paar Themen bereit (Urlaub, neues Hobby, die Weihnachtsdeko …).
- Wenn auch das nichts hilft, dann verlasse das Zimmer und suche dir einen Ort, an dem du dir selbst etwas Gutes tun kannst. Magst du Musik? Dann hilft es dir vielleicht ein motivierendes Lied zu hören. Außerdem kannst du deine verbündete Person anrufen, ein paar Seiten in deinem Lieblingsbuch lesen oder dich mit deinem Lieblingsduft (ich nutze dafür super gern die ätherischen Öle von dōTERRA) in eine positive Stimmung versetzen. Schreibe dir gern im Vorfeld schon eine Liste mit Dingen, die dir helfen, oder packe dir einen Notfallkoffer mit ätherischen Ölen, Büchern, deinem iPod, einer Songliste …
Challenge deine Gedanken
Wann immer ein Gedanke der Essstörung auftaucht, ist es wichtig, dass du diesem ein Argument von deinem gesunden Ich entgegensetzt. Was würdest du beispielsweise deiner besten Freundin oder deiner kleinen Schwester in dieser Situation sagen? Taucht der Gedanke: „Oh mein Gott, ich habe viel zu viel Süßes gegessen und muss die Kalorien unbedingt wieder loswerden.“ auf, dann versuche mitfühlend darauf einzugehen und dir vorzustellen, was du deinem geliebten Menschen darauf antworten würdest. Vermutlich würdest du ihn nicht heruntermachen, sondern mitfühlen so etwas sagen wie: „Hey, es ist vollkommen in Ordnung an Weihnachten viel Süßes zu essen. Essen ist so viel mehr als Kalorien. Es ist Freude, Gemeinschaft, eine wundervolle Erinnerung und darf auch einfach gut schmecken. Dein Körper ist schlau und weiß mit der Energie gut umzugehen.“
Umgib dich mit positivem Recovery Input und einer unterstützenden Gemeinschaft.
- Dich mit unterstützenden Menschen zu umgeben, Recovery Podcasts zu hören und Social Media Kanälen zu folgen, die dich auf deinem Weg aus der Essstörung bestärken, ist gerade zur Weihnachtszeit unglaublich wertvoll. Wenn die Stimme der Essstörung besonders laut wird, braucht es positive Stimmen und Inhalte, die deinen gesunden Anteil stärken und dich deinen Weg der Heilung weitergehen lassen. Sei mit Social Media besonders achtsam und entfolge allem, was deiner Recovery nicht guttut.
- Auch ich habe mit der Öl-💕Recovery Community eine Gemeinschaft gegründet, die sich in der geschützten WhatsApp-Gruppe sowie in monatlichen Zoom-Calls gegenseitig unterstützt, motiviert und stärkt. Obwohl der Fokus auf der Unterstützung der Recovery mit ätherischen Ölen liegt, geschieht noch so viel mehr: Diese Gruppe bietet den Raum zum Austausch mit Menschen, die sich ähnlich fühlen und gleiches durchleben wie du. Sie liefert Impulse für hilfreiche ätherische Öle in Situationen von Angst, Trauer, Körperhass, körperlichem Unwohlsein und vielem mehr. Im Teilen von Soul Moments und hilfreichen Erfahrungen entsteht Hoffnung. Und genau das ist es doch, was die Weihnachtszeit eigentlich ausmachen sollte: Liebe, Gemeinschaft, Genuss und das Gefühl dazuzugehören. ❤️
Ich hoffe von Herzen, dass dir mein Survival Guide hilft, deine Recovery auch über Weihnachten weiterzuverfolgen. Denk immer daran: Nichts bleibt für immer und Gedanken und Gefühle kommen und gehen, wenn wir nicht an ihnen festhalten und uns auf etwas Positives konzentrieren.
Gern unterstütze ich dich auch im Coaching auf deinem Weg in Leben frei von der Essstörung oder nutze mein Recovery Kit mit ätherischen Ölen in der Weihnachtszeit.
Alles Liebe und frohe Weihnachten
Deine Romy