Wie Dankbarkeit dir in der Recovery hilft

Dankbarkeit ist ein großes Wort, welches uns zunehmend häufiger begegnet.
Ich habe mich zum ersten Mal wirklich intensiv zu Beginn meiner Recovery damit auseinandergesetzt und kann dir sagen, dass das damals eine echte Herausforderung war. Anstatt dass es mich erfüllt hat, fühlte ich mich gestresst und undankbar, weil mir nichts „Großes“ eingefallen ist, wofür ich dankbar sein konnte. Mein Problem war, dass der Mangel in mir durch die Essstörung nicht nur körperlich extrem groß war, sondern sich auch auf meine mentale Fülle ausgewirkt hat. Innere Leere, Angst und Destruktivität waren die Folge. Doch mit der Dankbarkeit verhält es sich genau wie mit der Selbstliebe. Sie ist ein Gefühl, welches wir uns mit ein wenig Übung aktiv in unser Leben holen können. Was dir dabei helfen kann und warum es für den Weg aus der Essstörung so hilfreich ist, möchte ich dir im Folgenden verraten.

Was ist Dankbarkeit?

Wovon reden wir eigentlich, wenn wir von Dankbarkeit sprechen?
Dankbarkeit ist eines der stärksten positiven Gefühle neben der Liebe. Die meisten Menschen spüren sie in Form einer tiefen Wärme, Leichtigkeit und Fülle im Brustraum. Wenn wir im Zustand der Dankbarkeit sind, werden im Körper Glückshormone ausgeschüttet, die wiederum zu einer Entspannung und damit einhergehenden tiefen Atmung, inneren Ruhe und Gelassenheit führen – also dem Gegenteil von Stress und Angst. Wenn wir im Zustand der Dankbarkeit sind, wirkt sich das sowohl auf unsere emotionale, als auch auf unsere körperliche Gesundheit positiv aus. Wir sind zufriedener, weniger selbstkritisch und auch unser Immunsystem profitiert davon.

Dankbarkeit auf dem Weg aus der Essstörung

Wie aber kann dir das Praktizieren von Dankbarkeit auf deinem Weg aus der Essstörung helfen?
Dankbarkeit in der Recovery zu üben hilft dir, eine positivere Einstellung im Leben zu bekommen, dich mehr auf das zu fokussieren, was gut läuft und was du hast, anstatt auf das was fehlt, oder was du denkst noch erreichen zu müssen, um endlich glücklich zu sein. Egal, ob das ein bestimmtes Körpergewicht, eine Kleidergröße, die Zahl von Followern auf Instagram, eine (sehr) gute Schulnote, die Anerkennung vom Chef oder etwas Materielles ist.

Eine Essstörung zu haben bedeutet im Mangel zu sein. Mit Restriktion und dem Erzeugen eines Energiedefizits, sei es durch eine Anorexie, Bulimie, Sportzwang oder andere kompensatorische Verhaltensweisen, fühlt sich dein Körper bedroht und schaltet in den Notfallmodus. Gedanklich äußert sich der Mangel in Überzeugungen wie „nicht gut genug“, „dünn genug“, „schön genug“, „liebenswert genug“ … zu sein. Körperlich spürst du diesen Mangel vielleicht in Form einer Enge, Schwere oder Leere im Brustraum. Auch Gefühle von Einsamkeit oder Traurigkeit können in diesem Zusammenhang auftreten.

Dankbarkeit ist das Gegenteil von Mangel. Sie hilft dir, das Gute in deinem Leben zu erkennen und mitfühlender mit dir selbst und deinem Umfeld umzugehen.
Wenn du im Zustand der Dankbarkeit bist, öffnest du dein Herz für dich selbst und auch für andere Menschen in deinem Leben. Du stärkst damit also nicht nur die positive Beziehung zu dir und deinem Körper, sondern auch zu den Menschen, die dir nahestehen. Da Essstörungen die Einsamkeit lieben, ist das Pflegen von sozialen Kontakten also bereits eine gute Präventionsmaßnahme. 😉
Da du deinen Fokus bei der Dankbarkeit auf die positiven Dinge ausrichtest, werden dir mit der Zeit ganz automatisch immer mehr Dinge einfallen, für die du dankbar sein kannst. Deine Energie folgt immer dem, worauf du deine Aufmerksamkeit lenkst.
Es ist ziemlich schwer gleichzeitig traurig und dankbar zu sein. Entscheidest du dich FÜR die Dankbarkeit, entziehst du automatisch der Trauer die Energie.

Umso mehr Dankbarkeit und Fülle du dir in dein Leben holst, desto mehr wird sich auch dein Blick auf dich selbst verändern und es dir allmählich leichter machen, mit den Veränderungen deines Körpers während der Recovery umzugehen. Selbstannahme und Körperneutralität sind dann wundervolle Begleiterscheinungen. 💕
Außerdem wirst du merken, wie sich eine gewisse Grundzufriedenheit entwickelt und du mehr und mehr die Schönheit in den kleinen Dingen entdeckst.
Ich hatte früher beispielsweise nie Augen für Pflanzen. Jetzt freue ich mich über jedes kleine neue Blatt und diese Freude ist viel größer als das ambivalente Gefühl, welches mir die Waage stets vermittelt hat.
Mit Dankbarkeit bringst du auch wieder eine gewisse Alltagsmagie in dein Leben zurück. Kinder sehen diese noch ganz selbstverständlich. Sie freuen sich über Schmetterlinge, Regen, eine Pusteblume und viele andere, ganz alltägliche Dinge. Gleichzeitig ist ihnen ihr Körper äußert egal und sie essen ganz intuitiv – zumindest so lange, bis die Botschaften unserer Diätgesellschaft sie erreichen …

Wie du dir mehr Dankbarkeit in dein Leben holst

Die gute Nachricht ist, dass du beginnen kannst Dankbarkeit zu üben, auch wenn du dem Konzept vielleicht noch skeptisch gegenüberstehst oder dir so gar nicht danach ist. Glaub mir, so ging es mir ganz am Anfang auch …

Vielleicht geht es dir wie mir vor ein paar Jahren und du fühlst dich zunächst überfordert, Dinge zu finden, für die du dankbar sein kannst.
Hier möchte ich dir gern etwas Druck nehmen. Es geht nicht darum etwas Großes zu finden. Im Gegenteil. Oftmals sind es die ganz kleinen Dinge. Ich habe mir zu Beginn meiner Dankbarkeitsreise zunächst überlegt, welche Lebensbereiche es eigentlich gibt, in denen ich meine Dankbarkeit ausdrücken könnte: Mein Körper, meine Beziehungen, meine Hobbys, Naturereignisse, …

Diesen Beitrag schreibe ich gerade mit einer dicken Erkältung und mir wird dadurch wieder einmal bewusst, wie wertvoll es ist, dass ich frei atmen, mich schmerzfrei bewegen, und zu Hause bleiben kann, wenn es mir einmal nicht gut geht. Dinge, die ich sonst für selbstverständlich halte. Egal, wie „normal“ oder „banal“ es dir vorkommen mag, wofür du dankbar bist, es ist wertvoll.

Dankbarkeitstagebuch

Wie mit allen neuen Dingen, braucht es eine gewisse Zeit (ca. 60 Tage), um in eine neue Routine einzuüben. Am Anfang kostet es noch viel Denkleistung. Autofahren lernt man schließlich auch nicht an einem Tag. Am Anfang muss man noch ganz bewusst und konzentriert schalten, bis man irgendwann singend hinter dem Steuer sitzt und gar nicht mehr daran denkt zu kuppeln und den Gang einzulegen. Mit regelmäßiger Übung bilden sich jedoch neue neuronale Verknüpfungen im Gehirn, die dafür sorgen, dass unsere neuen Routinen ganz automatisiert ablaufen.

Ein Dankbarkeitstagebuch kann dir dabei helfen in diese neue Routine zu kommen.
Ich habe mir zu Beginn meiner Recovery jeden Morgen nach dem Aufstehen drei Dinge aufgeschrieben, für die ich dankbar bin. Anfangs haben sie sich wiederholt. Das ist nicht schlimm. Mit der Zeit werden dir mehr und mehr Dinge einfallen, weil sich dein Fokus verändert.

Abends ist das Dankbarkeitstagebuch eine gute Möglichkeit vom Tag abzuschalten und ihn positiv zu beenden. Das wiederum kann negative Gedankenstrudel unterbrechen. Zu wissen, dass du abends noch etwas in dein Tagebuch schreibst, wird dich auch tagsüber achtsamer machen.
Auch wenn an deinem Tag viele Dinge nicht nach Plan gelaufen sind, wirst du mit dieser Übung deine Aufmerksamkeit auf kleine Momente des Glücks richten. Vielleicht hat jemand dir ein Lächeln geschenkt, oder du hast jemandem eine Freude gemacht. Vielleicht hast du auch deine Bahn rechtzeitig bekommen, obwohl du spät dran warst. Du siehst, das muss gar nichts Großes sein. 😊

Soul Moments

Soul Moments sind kleine Momente oder Ereignisse, die dein Herz zum Hüpfen bringen und dich dieses warme Gefühl in der Brust spüren lassen. Es sind Momente, die dich tief in deinem Inneren berühren und auf eine fast unbeschreibliche Weise bedeutsam für dich sind.
Wenn du deine Aufmerksamkeit auf das Entdecken von Soul Moments richtest, wirst du automatisch mehr Dankbarkeit für die Wunder des Lebens empfinden.

Hier sind ein paar Beispiele für solche Momente:

  • Einen Sonnenauf- oder Untergang beobachten
  • Jemandem 30 Sekunden lang ganz intensiv in die Augen schauen
  • Den Mond und die Sterne beobachten
  • Dein Haustier dabei beobachten, wie friedlich es schläft und träumt
  • Musik hören und/oder dazu tanzen, die dein Herz berührt

Dankbarkeit durch Geben

Oftmals denken wir, wir müssten etwas bekommen, um dankbar sein zu können. Doch wahre Fülle entsteht meist dann, wenn wir etwas geben können. Auch hier sind nicht die großen Geschenke gemeint, sondern vor allem die kleinen Gesten, die du einem anderen Menschen entgegenbringen kannst.

Ideen hierfür sind:

  • Sage öfter „Danke“
  • Verteile Komplimente
  • Schenke anderen Menschen ein Lächeln
  • Schenke anderen Menschen dein Interesse und frage sie, wie es ihnen geht.
  • Sei für andere da, höre ihnen zu und zeige ehrliches Interesse
  • Schreibe einen Brief an eine geliebte Person (Ja, ganz klassisch 😉 )

Ätherische Öle

Auch hochwertige ätherische Öle können dich dabei unterstützen, dir mehr Dankbarkeit und Fülle in dein Leben zu holen.
Mein Lieblingsöl dafür ist die stimmungsaufhellende Wildorange.
Über die Nase gelangt ihr Geruch beim Einatmen binnen weniger Sekunden ins limbische System, dem Sitz unserer Emotionen.

Die Wildorange gilt auch als Öl der Fülle und des (inneren) Reichtums. Sie fördert die Kreativität, ermutigt uns, alte Glaubenssätze und Mangeldenken loszulassen und unterstützt uns dabei, wieder mit unserem inneren Kind in Kontakt zu kommen.
Es ist beinahe unmöglich, an Wildorange zu riechen und dabei traurige, beklemmende Gefühle in der Brust zu spüren. Vielmehr zaubert ihr Geruch ein Lächeln ins Gesicht und öffnet unseren Brustraum.

Mit dem Riechen ätherischer Öle kannst du deine Dankbarkeitspraxis zusätzlich vertiefen. Der Geruch hilft dir dabei, schneller in das positive Gefühl einzutauchen und dieses zu verankern.

Ein paar Ideen für Wildorange von dōTERRA

  • Gib morgens 3–4 Tropfen in einen Aromadiffuser, während du in dein Dankbarkeitstagebuch schreibst.
  • Gib einen Tropfen in deine Handfläche, verreibe ihn und inhaliere den Geruch mit den Handflächen über deiner Nase, während du an deine Soulmoments denkst.
  • Trinke morgens einen Tropfen in einem Glas Wasser, um dich positiv auf den Tag einzustimmen und deinen Körper nach der Nacht wieder mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen.
  • Schmeckt super lecker in Joghurt, #Porridge und #Smoothies Genuss = #Soulfood = Fülle

Ich hoffe sehr, dass dir diese Impulse helfen, mehr Dankbarkeit und Fülle in dein Leben einzuladen. Sei auf jeden Fall nachsichtig mit dir, wenn dir die Übungen zu Beginn noch schwerfallen. Du weißt ja, neue Routinen brauchen Zeit und Übung. 😉

1 Kommentar zu „Wie Dankbarkeit dir in der Recovery hilft“

  1. Liebe Romy,
    Ganz herzlichen Dank für deinen offenen Artikel zum Thema „Dankbarkeit“. Du hast ein paar sehr wertvolle Gedanken dabei, die ich für meine Recovery-Gruppe nutzen kann. Vielen Dank dafür und alles Gute! Du kannst stolz sein auf deinen Recovery-Weg!

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