Wenn die Krankheit zur Identität wird

“Mit den Narben findest du nie einen Mann!”

Dieser Satz sollte während meiner Jugend wohl eine Abschreckung sein, aber ich habe ihn wirklich geglaubt.
Ein gefährlicher Gedanke, der mich beinahe dazu gebracht hätte komplett aufzugeben. “Jetzt bin ich eh schon so kaputt – innerlich wie äußerlich. Unheilbar und verdammt dazu eine Borderlinerin zu sein, die niemand lieben wird.” Psychisch krank zu sein wurde zu meiner Identität. Selbsthass war mein täglicher Begleiter. Ausgelebt im Essen, Nichtessen, Abführmittelmissbrauch und dem irgendwann täglichen Griff zu scharfen Gegenständen.

Psychisch krank zu sein wurde zu meiner Identität. Selbsthass war mein täglicher Begleiter

Doch ich war weder verdammt, noch dazu bestimmt mein Leben in Selbstzerstörung zu leben. Ich hatte eine Wahl. Das wurde mir zum 1. Mal bewusst, als sich ein kleiner Teil in mir meldete, der “mehr” vom Leben wollte. Mit 18 war ich schrecklich verliebt und dieser junge Mann sagte einen Satz, der etwas in mir zum Umdenken und Hoffnung schöpfen brachte. Er schien sich wirklich für mich zu interessieren und es war ihm egal, dass meine Haut kaputt war und voller Narben. In diesem Moment wollte ich “ganz” sein und nicht mehr die “Kaputte”. Ein Teil von mir wusste, dass es möglich wäre, wenn ich aufhören würde mich selbst und mein Umfeld für meine Vergangenheit zu bestrafen. Ich konnte mich entscheiden MEIN Leben zu leben. Von diesem Moment an begann ich andere Strategien zu entwickeln (Leider wurde erstmal die Essstörung stärker, da mir gesunde Strategien noch fehlten), aber zumindest meine Haut durfte heilen.

Heute sitze ich hier in einem Beach Club in Dubai und feiere den Geburtstag meines Freundes, der mich in jeder Krise geliebt hat und an dessen Seite ich allmählich ganz ich selbst werden konnte.
Die Narben sind nur noch eine Erinnerung an eine dunkle Zeit in meinem Leben. Sie gehören zu mir, aber sie definieren mich nicht mehr.
Und während ich diese Zeilen schreibe, bin ich unglaublich dankbar und denke: “Rein optisch bin ich nicht perfekt, aber das Leben welches ich mir erschaffen habe ist es.“

Bist du bereit deine Vergangenheit loszulassen und dir eine neue Geschichte zu schreiben?

 

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