Essstörung

Überforderung auf dem Heilungsweg

Erscheint dir deine Recovery wie ein zu großer Berg, den du glaubst, nicht erklimmen zu können?
Hast du das Gefühl du müsstest den Sinn deines Lebens und den Weg bereits kennen?
Kommt dir manchmal alles einfach zu groß vor?

Ich kenne diese Gedanken nur zu gut und sie können einen regelrecht lähmen. Wenn du, wie ich, zu den ungeduldigen Menschen gehörst und dir Druck machst, doch schon viel weiter sein zu müssen, dann möchte ich dir das folgende Bild mitgeben, auf welches mich die Nachricht einer lieben Followerin gebracht hat.

Dein Leben ist wie ein Gemälde

Du kannst dir dein Leben wie ein Gemälde vorstellen.
Am Anfang stehst du vor einer leeren Leinwand. Neben dir sind lauter verschiedene Farben und Pinsel. Deine Möglichkeiten sind so unendlich wie herausfordernd.

Womit sollst du anfangen? Wie soll das fertige Bild aussehen?
Welcher Pinsel ist DER richtige? Was, wenn die Farbe dir nicht gefällt, weil sie auf der Leinwand anders aussieht, als du es dir vorgestellt hast? Was wenn … Die Essstörung liebt diese Frage – in jeder erdenklichen Form. Und umso mehr du sie dir stellst, desto frustrierter und ängstlicher wirst du. Die schöne weiße Leinwand wird auf einmal zur Bedrohung und anzufangen scheint unmöglich.

Aber weißt du was? Du musst noch gar nicht wissen, wie genau das fertige Bild aussieht. Es darf im Malen entstehen. Es darf sich verändern. Du kannst jederzeit (nicht nur von Tag zu Tag, sondern von Pinselstrich zu Pinselstrich) neu entscheiden, was jetzt gerade dran ist.
Fang einfach an! Erlaube dir, deinen Pinsel zu tauschen, wenn der Strich dir nicht gefällt. Erlaube dir, dass es „messy” wird, denn das wird es. 😉 Also breite am besten ein paar Zeitungen (Selbstfürsorge-Tools, Menschen, die dich unterstützen …) um dich herum aus. Nutze alles, was dir zur Verfügung steht und sich gerade, und sei es nur für einen kurzen Moment, richtig anfühlt: Deine Finger, deine Hände, deine Lippen …
Du kannst jederzeit entscheiden, welche Farbe dein entstehendes Bild bekommt. Eine Fröhliche und Bunte, oder doch lieber eine Zurückhaltende. Mit jedem dieser Minischritte, bekommt dein Bild mehr Farbe und Form.
Nimm dir Zeit Pausen zu machen und es zu betrachten. Wo stehst du gerade? Gefällt dir die Richtung, in die es geht, oder sind dir die Farben vielleicht doch zu düster? Kein Problem! Im nächsten Schritt kannst du einfach eine andere Farbe wählen und auch gern nochmal deckend über den Teil drübermalen, der dir nicht so gut gefällt. Es ist DEIN Bild. Du entscheidest mit jedem Schritt, wie es am Ende deines Lebens aussieht.

Irgendwann, vielleicht mit 80 Jahren, wirst du vor deinem fertigen Meisterwerk stehen. Alles, was du in deinem Leben bis dahin getan hast, wird zu diesem Gesamtkunstwerk beigetragen haben. Es wird so individuell sein, wie du selbst. Und es wird Sinn ergeben, denn es ist ganz allein dein Werk.

Deine gesammelte Erfahrung wird sich darin zeigen. Vielleicht erkennst du in manchen Pinselstrichen noch deine Anfänge und musst lächeln. Vielleicht, sehr wahrscheinlich sogar, ist es nicht das Bild geworden, was du ursprünglich erwartet hast. Aber genau das macht den Prozess so spannend.

Mein persönliches Gemälde

Ich habe mein Bild die ersten 20 Jahre meines Lebens in dunklen Tönen gemalt, bis mir die Farben irgendwann zu erdrückend wurden und einfach nicht mehr zu dem gepasst haben, was ich für mich und mein Leben wirklich wollte. Ich habe lange gebraucht, um meine Farben und meinen Pinsel zu finden. Aber wenn ich auf den Teil meines Lebens schaue, der noch vor mir liegt, war es das Suchen und Ausprobieren wert. Inzwischen mag ich auch die dunklen Flecken auf meiner Leinwand, die jedoch mit jedem Jahr weniger werden, weil neue, bunte Farben hinzukommen.

Seit den letzten drei Jahre nutze ich hauptsächlich warme Farben für mein Gemälde, weil ich möchte, dass mein Bild am Ende meiner Lebenszeit strahlt. 🌞

Mit welcher Farbe möchtest du heute starten?

Und hey, jetzt nicht lange nachdenken, sondern einfach anfangen. 😉

Alles Liebe

Deine Romy

1 Kommentar zu „Überforderung auf dem Heilungsweg“

  1. Liebe Romy, so so passend… So habe ich das noch gar nie betrachtet. Mit dem Pinsel und den Farben erscheint mir jedoch mein Weg irgendwie viel leichter, schöner, ja einfach bunter! Danke viel Mal für diese wertvollen Inputs!

Schreibe einen Kommentar zu Anja Kommentieren abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen